100 Jahre SPD Ubstadt 1913 - 2013

Jubiläum des Ortsvereins Ubstadt

100 – Jahre SPD Ubstadt, ein besonderer Anlass, den der SPD Ortsverein Ubstadt-Weiher am 14. und 15. September 2013  mit einem feierlichen Festakt und mit einem Jubiläumsfest in der historischen Kelter in Ubstadt feierte.

 

Begrüßung durch den Ortsvereinsvorsitzenden Ludwig Zimmerer

Ortsvereinsvorsitzender und Gemeinderat Ludwig Zimmerer konnte zur Feier neben zahlreichen Mitgliedern Gäste aus nah und fern begrüßen. Zunächst hieß Zimmerer den Festredner des Abends, Herrn Peter Friedrich, Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten des Landes Baden-Württemberg willkommen. Zu den Ehrengästen zählten weiter Bürgermeister Tony Löffler, Oberbürgermeister und MdL Walter Heiler aus Waghäusel, Bürgermeister Klaus Detlev Huge aus Bad Schönborn, Ehrenbürger Helmut Kritzer und Bundestagskandidat Daniel Born. Auch die Kreisräte De Bortoli, Wacker und Rinck waren gekommen, um der örtlichen SPD zum 100. zu gratulieren. Zimmerer freute sich auch über die Teilnahme der Amtsleiter der Gemeinde, Michaela Schmidt und Oliver Friedel. Für die CDU waren der Ortsverbandsvorsitzende Gemeinderat Wolfgang Münch und Gemeinderat Otto Stricker gekommen, für die FWV nahmen die Gemeinderäte Marianne Metzger und Helmut Amann sowie der 2. Vorsitzende Stefan Hock am Festakt teil. Auch viele Vertreter der Vereine und Institutionen der Gemeinde gaben dem SPD-Ortsverein die Ehre. Außerdem SPD-Vertreter benachbarter Ortsvereine. Für die musikalische Umrahmung des Abends am Flügel war Herr Stefan Fuchs gekommen.

 

 

Ein Rückblick von Karl-Heinz Hagenmeier

Zur wechselhaften und äußerst interessanten Geschichte des Ortsvereines referierte anschließend Festorganisator Karl-Heinz Hagenmeier. Hier einige Auszüge seines Rückblickes: „100 Jahre Sozialdemokraten in Ubstadt, das ist eine historische Zeitspanne, in der das preußisch-deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik, das nationalsozialistische Dritte Reich und auch die Deutsche Demokratische Republik untergegangen sind. Für das Ziel, einen sozialen und demokratischen Rechtsstaat zunächst aufzubauen und dann zu erhalten, kämpfen Sozialdemokraten in Deutschland seit nunmehr 150 Jahren. Für mich war es ein besonderes Erlebnis das große Deutschlandfest der SPD im August am Brandenburger Tor miterleben zu dürfen. An historischer Stelle, wo 1933 einzig und allein und mit großem Mut die Sozialdemokraten gegen das Ermächtigungsgesetz Adolf Hitlers gestimmt haben. Ich habe großen Respekt vor dem Mut dieser Reichstagsabgeordneten der SPD, allen voran Otto Wels mit seiner großartigen Rede.

Eng mit den Zielen der SPD verflochten sind die Grundwerte sozialdemokratischer Politik, nämlich mehr Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität. Die SPD in Ubstadt ist 100 Jahre alt. Sie ist die älteste Partei in der Gemeinde. Hinter diesen 100 Jahren stehen vor allem Menschen, die sich engagiert haben für den Ort, in dem Sie leben, und für seine Mitmenschen. Deshalb ist mir besonders wichtig, heute zu einen an Persönlichkeiten zu erinnern, die nicht mehr unter uns weilen, d.h. auf die Tradition der Ubstadter Sozialdemokraten zurück zu blicken.

Zum anderen möchten wir dabei auch allen danken, die in den vielen Jahren der SPD die Treue gehalten haben. Heute Abend gilt den Gründern von 1913 und den Wiedergründern von 1946 und allen Freunden, die diesen Tag nicht mehr erleben konnten, unser dankbares Gedenken und unser stiller Gruß. Vor 50 Jahren im Jahre 1963 hielt anlässlich des 50jährigen Bestehens der SPD in Ubstadt Dr. Friedrich Müller die Jubiläumsfestrede. In seiner 12jährigen Amtszeit als Landrat und 20jährigen Tätigkeit im Landtag hat er vieles für unsere Region und seine Bürger geleistet.  25 Jahre später – 1988 – hielt ein weiterer Parteifreund die Festrede zum 75jährigen Jubiläum: Horst Seefeld. Ehemaliger Vizepräsident des Europäischen Parlamentes und langjähriger Bundestagsabgeordneter aus Bretten.

Heute zum 100. spricht Peter Friedrich, Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten des Landes Baden-Württemberg. Lieber Peter, wir freuen uns, dass Du da bist und sind gespannt auf Deine Festrede. Der SPD-Ortsverein Ubstadt-Weiher hatte in seinen Reihen drei verdiente Ehrenvorsitzende. Erika Munz, langjährige Vorsitzende und Gemeinderätin aus Zeutern, die altersbedingt heute nicht da sein kann und mein Vater Walter Hagenmeier – bis 1998 über 20 Jahre Vorsitzender der SPD Ubstadt, langjähriger Gemeinderat und Kreisrat.  Und natürlich unvergessen unser großer 2008 verstorbener Parteifreund Karl Vetter, Bürgermeister a.D. und Ehrenbürger der Gemeinde, der sich bleibende Verdienste um unser Gemeinwohl erworben hat.

Wenn ich mich umschaue, sehe ich ehemalige und amtierende Gemeinderäte aller Fraktionen, Bürgermeister Tony Löffler und seinen Amtsvorgänger Helmut Kritzer. Sicherlich ein Zeichen dafür, dass parteipolitische Interessen nicht im Mittelpunkt der kommunalpolitischen Arbeit stehen. Ein Anliegen, das auch während meiner Gemeinderatstätigkeit immer im Vordergrund stand.

Gregor Dutzi gilt im Jahre 1913 als Initiator für die Gründung des SPD-Ortsvereines in Ubstadt. Ihm standen neben anderen August Bergmann, Josef Bergmann, Josef Beißmann, Anton Beißmann, Josef Keller, Julius Küstner und mein Urgroßvater Karl Hagenmeier zur Seite. Seit der Wiedergründung der SPD in Ubstadt im Jahre 1946 hatten wir einige Vorsitzende, die ich kurz namentlich nennen möchte:

Josef Grein, Gustav Küstner, Ignaz Wippel, Karl August Hagenmeier, Julius Küstner, Josef Ubl, Franz Jerabek, Karl Leibold, Erich Knopf, Emil Schöninger, Manfred Schmitt, Fritz Bauer, Karl Vetter und Walter Hagenmeier.

Ich selbst habe 1998 das Amt des Ortsgruppenvorsitzenden übernommen. Gemeinderat Ludwig Zimmerer führt den Ortsverein Ubstadt-Weiher seit 2010, unterstützt von 17 Vorstandsmitgliedern aus allen vier Ortsteilen.

100 Jahre SPD in Ubstadt, wir sind stolz auf das Geleistete. Aber dieser Stolz muss uns auch Ansporn für die Zukunft sein.

Für die Zukunft wünsche ich mir engagierte Menschen, die mitarbeiten für das Gemeinwohl, die mitentscheiden wenn es darum geht, wie unsere Schulen und Kindergärten ausgestattet werden und wie unsere Gemeinde gestaltet wird. Es geht um unsere Zukunft und ich appelliere an dieser Stelle mit Blick auf die Kommunalwahlen 2014 an unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Engagieren Sie sich für unsere Gemeinde, so wie dies seit 100 Jahren viele vor uns getan haben und die Zeiten waren wahrlich nicht einfacher oder besser. Unsere Demokratie lebt vom Engagement ihrer Bürgerinnen und Bürger“.

 

 

Die Festrede von Minister Peter Friedrich

Im Anschluss an den geschichtlichen Rückblick hielt Minister Peter Friedrich die Festrede. Friedrich schlug einen weiten historischen Bogen über die jetzt 150-jährige Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, die sich in besonderer Weise für die Grundwerte Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität einsetze. Er nannte die kommunale Verantwortung als „vornehmste Form bürgerschaftlichen Engagements“, weil sich die Gemeinderäte ohne Eigennutz für das Gemeinwohl einsetzen.

 

Grußworte

Besondere Beachtung fanden auch die Grußworte. Bürgermeister Tony Löffler hatte sich im Vorfeld intensiv mit der örtlichen SPD Geschichte beschäftigt und dabei neue Erkenntnisse zusammengetragen, die das Archiv der Ubstadt-Weiherer Sozialdemokraten in besondere Weise bereichern werden. Hier ein Auszug seiner Ausführungen: „Die Geschichte der SPD ist äußerst interessant und nötigt allen Demokraten Respekt ab, das gilt hier im kleinen Ubstadt-Weiher wie auch im Großen. Die Entwicklung aus den Monarchien zur Demokratie, die Sozialistengesetze, die Weimarer Zeit, die Verfolgung im Dritten Reich, der Aufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und die seitherige Entwicklung in einem vereinten Europa mit einer mittlerweile 68jährigen Friedenszeit“ . … „Der Name Gregor Dutzi hat mich stutzig gemacht, ich habe nachgeforscht und tatsächlich, Gregor Dutzi stammt aus dem Zeuterner Oberdorf und ist in Ubstadt verheiratet. Waren vielleicht die Ereignisse in Zeutern Schuld für die Vereinsgründung? Dort gab es  im Spätjahr 1912 aufgrund von zahlreichen Entlassungen einen Streik der  Arbeiter der Badischen Lederwerke- die in der heutigen  Waldmühle ansässig war, von  100 Menschen die dort beschäftigt waren wurden einige entlassen und vor Weihnachten sollten weitere26 sollten entlassen werden. Es gab Flugblätter in dem die Arbeiter auf ihre Situation aufmerksam machten. Ob er damit etwas zu tun hatte konnte ich nicht  herausfinden. Aber die Ereignisse in Zeutern sind ihm bestimmt bekannt gewesen, entweder durch Zeitung oder persönliche Betroffenheit oder ein Flugblatt der Lederarbeiter, das damals verteilt wurde.

Er war damals beschäftigt bei Schnabel-Henning in Bruchsal und wollte mit anderen eine Gewerkschaft gründen. Das führte dazu dass er und alle Beteiligten entlassen wurden. Vielleicht war dies ja der Anstoß, dann die SPD zu gründen.

Er erlebte auch persönliche Verfolgung im dritten Reich. Unvorsichtigerweise hatte er in den letzten Kriegsjahren eine Anstecknadel der SPD noch an einem Anzug und dies hat ein Ubstadter gesehen und gefragt was das ist. Er sagte das geht dich nichts an und ging heim und versteckte die Nadel. Tatsächlich wurde er denunziert und  sein Haus wurde durchsucht. Man hat diese Anstecknadel zwar nicht gefunden aber so musste er trotz seines hohen Alters mit 57 noch in den  Volkssturm einrücken. 

Zwei Enkel Gregor Dutzis sind heute auch anwesend. Frau Eleonore Röderer aus Ubstadt und Herr Wilfried Henninger aus Kronau - Sie dürfen stolz auf ihren Großvater sein.

Dieser Umgang mit den Arbeitern damals 1912, erklärt das gute Ergebnis der SPD bei den Reichstagwahlen und auch in Ubstadt traten die Mitglieder als SPD-Liste  auf Anhieb erfolgreich zu den Gemeinderats- und Bürgerausschusswahlen an, und übernahmen dann  als Gemeinderäte Verantwortung.“ Grußworte sprachen auch Landtagsabgeordneter Walter Heiler sowie Wolfgang Münch, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes, und Marianne Metzger von der Freien Wählervereinigung.

 

 

Ehrung langjähriger Mitglieder und Verleihung Willy Brandt Medaille

Der Programmpunkt Ehrung verdienter Mitglieder war ein weiterer Höhepunkt des Abends. Für 40-jährige Mitgliedschaft wurde Michael Hoffmann aus Zeutern geehrt. Verhindert waren an diesem Tag Michael Schimmelpfennig aus Stettfeld sowie Emil-Gerhard Pflücke aus Zeutern, die beide ebenfalls 40 Jahre Mitglied der SPD sind, und Axel Hagenmeier aus Ubstadt (25 Jahre).

Es gibt bisher fünf Persönlichkeiten, die in den letzten Jahren mit der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet wurden. Es sind dies der bereits verstorbene Ehrenvorsitzende Karl Vetter und die beiden Ehrenvorsitzenden Erika Munz (Zeutern) und Walter Hagenmeier (Ubstadt). Ebenso wurde den Alt-Gemeinderäten Karlheinz Brenner (Zeutern) und Dieter Kreischer (Stettfeld) diese hohe Auszeichnung zu teil.

Mit der Verleihung der Willy-Brandt-Medaille an Ludwig Zimmerer und Helmut Dusek zeichnte Minister Peter Friedrich zwei weitere Persönlichkeiten der Ubstadt-Weiherer Sozialdemokratie aus, die sich seit vielen Jahren in besonderer Weise engagieren. Helmut Dusek ist  49 Jahre Mitglied in der SPD, über 30 Jahre aktiv in der Vorstandschaft, davon 2 Jahre als 1. Vorsitzender. Er war zwischen 1980 und 2009 mit einer Unterbrechung über 24 Jahre Gemeinderat und 5 Jahre lang 2.Bürgermeisterstellvertreter.

Ludwig Zimmerer ist 34 Jahre Mitglied der SPD, seit 2010 1. Vorsitzender. Er kann eine 34-jährige Gemeinderatstätigkeit vorweisen. Seit 2005 ist er Fraktionsvorsitzender der SPD im Gemeinderat und seit 2009 dritter Bürgermeisterstellvertreter. Im Jahr 2009 hat er die Goldene Ehrennadel des Gemeindetages für 30-jährige kommunalpolitische Arbeit erhalten.